Allergie-Prävention, Kuhmilchproteinallergie (KMPA), Neurodermitis

Weinendes Baby mit roten Wangen

Allergien gehören zu den häufigsten nichtübertragbaren Erkrankungen und im Kindesalter zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Rund ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung ist davon betroffen. Atopische Dermatitis (auch: Neurodermitis oder Ekzem) ist meist die erste allergische Erkrankung, die im Säuglings- und Kleinkindalter auftritt. Rund ein Drittel der Neugeborenen kommt heute mit dem erhöhten Risiko einer Allergieerkrankung auf die Welt.

  • Ausschließliches Stillen in den ersten 4–6 Lebensmonaten, auch zur Allergieprävention.
  • Junge Säuglinge sind besonders empfindlich für allergische Sensibilisierungen, ihr Immunsystem ist noch nicht voll entwickelt und untrainiert. Auch ist die Darmschleimhaut noch durchlässiger für potentielle Nahrungsmittelallergene. Muttermilch enthält nur minimale Mengen Allergene aus der mütterlichen Ernährung. Deshalb wird ausschließliches Stillen in den ersten Monaten auch aus Gründen der Allergieprävention empfohlen
  • Für Säuglinge mit Allergierisiko wird, wenn Stillen/ Vollstillen nicht möglich ist, in den ersten 4 Lebensmonaten ein Hydrolysat mit in klinischen Studien nachgewiesener Sicherheit und Wirksamkeit empfohlen.
  • Allergenvermeidung während der Schwangerschaft oder des Stillens geht nicht mit einer primären Allergie-Prävention einher.
  • Eine verzögerte Einführung von potentiell allergenen Lebensmitteln zur primären Prävention ist nicht notwendig.
  • Die frühe Einführung verschiedener Lebensmittel kann eventuell vor späterer allergischer Sensibilisierung schützen.

Generell kann der Verzehr aller Nahrungsmittel zu den typischen Symptomen einer Lebensmittelallergie führen. Für einige ist bekannt, dass sie häufig allergische Reaktionen verursachen, also ein erhöhtes allergenes Potenzial aufweisen. Zu den Lebensmitteln, die des Öfteren zu Allergien führen, gehören Milchprodukte, Eier, Nüsse, Erdnüsse, Fische und Schalentiere. Oft zeigt sich die allergische Reaktion bei einer Nahrungsmittelallergie innerhalb weniger Minuten nach dem Verzehr (Soforttyp I), in anderen Fällen tritt die Reaktion erst eine mehrere Stunden nach dem Kontakt mit dem Allergen auf (Spättyp IV).

Kuhmilchproteinallergie (KMPA)

Kuhmilchproteinallergie (KMPA) bezeichnet eine immunologische Reaktion auf ein oder mehrere Milchproteine. KMPA kann sich bei ausschließlich oder teilweise gestillten Säuglingen entwickeln oder wenn eine Säuglingsmilchnahrung eingeführt wird, wobei die Inzidenz bei ausschließlich gestillten Babys sehr gering ist.

Die Symptome einer KMPA sind meist mit Immunoglobulin E (IgE) vermittelten Reaktionen verbunden. Sie umfassen unter anderem Urtikaria, Angioödem, Erbrechen, Diarrhö, Ekzem, Rhinitis und Anaphylaxis. Weitere Symptome sind bei nicht-IgEvermittelten Reaktionen zu beachten.

Bedeutsam ist der Zusammenhang mit dem Auftreten von atopischer Dermatitis. Nahezu ein Drittel aller Kinder mit atopischer Dermatitis (AD) haben auch eine KMPA, die durch einen oralen Belastungstest bestätigt ist (Fiocchi et al. 2010). Etwa die Hälfte aller Kinder unter 1 Jahr mit KMPA haben auch AD (Fiocchi et al. 2010; Koletzko et al. 2012).

Allerdings können bei einzelnen Kindern auch lediglich Irritationen und Koliken auftreten.

Die meisten Kinder mit KMPA entwickeln Symptome innerhalb des ersten Monats nach Einführung einer Kuhmilch-basierten Säuglingsnahrung. Die Mehrzahl hat zwei oder mehr Symptome von zwei oder mehr Organen.

KMPA Algorithmus

Ist die Diagnose KMPA gesichert, sollte ein striktes Therapiemanagement durchgeführt werden. Die konsequente Vermeidung von Kuhmilchprotein ist zurzeit die sicherste Strategie zur Behandlung von KMPA. Stillende Mütter sollten darin bestärkt werden, das Stillen fortzuführen, während sie selbst auf Milch und Milchprodukte verzichten.

Dies erfordert in der Regel eine qualifizierte Diätberatung, um auch versteckte KMP-Quellen auszuschließen. Wenn nicht gestillt wird, sollten Säuglingsnahrungen und Beikost auf Kuhmilchbasis sowie andere nichtmodifizierte, tierische Milchproteine (z.B. Ziegen- oder Schafsmilch) strikt vermieden werden. Wenn beim gestillten Baby die erste Fütterung mit einer Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis allergische Symptome hervorruft, sollte zum ausschließlichen Stillen zurückgekehrt werden, allerdings ohne eine Elimination in der mütterlichen Ernährung.

NNI Newspaper 3/2017: Update Nahrungsmittelallergien (publications)

Update Nahrungsmittelallergien

Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder sind davon betroffen. In der Prävention dieser Erkrankungen hat sich ein fundamentaler Paradigmenwechsel ergeben: Galt eine möglichst lange vollständige Vermeidung von Allergieauslösern wie etwa Kuhmilch, Ei, Erdnüsse, Weizen als Regel, so sprechen inzwischen immer mehr Untersuchungen für einen frühzeitigen und regelmäßigen Kontakt, um eine Toleranzentwicklung zu ermöglichen. Dieses Newspaper informiert über aktuelle Studienergebnisse und die daraus abzuleitenden praktischen Maßnahmen

Update Allergieprävention (publications)

Update Allergieprävention

Toleranz statt Karenz, Wandel der Empfehlungen, Wirkung HA-Nahrungen, 15-Jahres- Ergebnisse der GINI-Studie, Zeitpunkt der Beikost-Einführung,

Kuhmilchproteinallergie und Neurodermitis (publications)

Kuhmilchproteinallergie und Neurodermitis

Management der Kuhmilchproteinallergie, „Nicht jede Neurodermitis ist eine Kuhmilchallergie“ – Prof. Carl-Peter Bauer im Interview, Inzidenz von Kuhmilchallergie in Europa, Allergene in der Schwangerschaft

Experten-Interview

Experteninterview Prof. Carl-Peter Bauer

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