Heinrich Nestlé Wissenschaftspreis – Prämierung von 3 herausragenden Arbeiten

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Unterernährung Darmgesundheit / Microbiotika Ernährung und Gesundheitsmanagement Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden Niedriges Geburtsgewicht Wachstum und Entwicklung
Heinrich Nestlé Wissenschaftspreis (news)

Forschung für einen guten Start in die Zukunft

Heinrich Nestlé Wissenschaftspreis – Prämierung von 3 herausragenden Arbeiten

Zwei erste Plätze sowie ein Sonderpreis sind das Ergebnis der Jury zu den spannenden Einreichungen der Nachwuchsforscher im Fachbereich Pädiatrie zum Heinrich Nestlé Wissenschaftspreis 2017/2018. 1000 Tage sind eine relativ kurze Zeitspanne, aber diese erste Phase im Leben eines Kindes kann die Gesundheit ein Leben lang beeinflussen. Die Rolle der Ernährung ist wichtiger als in jeder anderen Lebensperiode, da in dieser sensiblen Zeit Langzeiteffekte programmiert werden. Aus diesem Grund wurde bereits zum zweiten Mal der Heinrich Nestlé Wissenschaftspreis zur Forschung für die Gesundheit in den ersten 1000 Tagen ausgeschrieben. Bei einer feierlichen Veranstaltung im Rahmen der Tagung Ärzte im Praxismanagement fand nun die Preisverleihung statt.

Dr. Natascha Köstlin mit dem Direktor des NNI Dr. Mike Possner

Die Preisträgerin des Sonderpreises Dr. Natascha Köstlin mit dem Direktor des NNI Dr. Mike Possner. In ihrem Postervortrag erläuterte die engagierte junge Forscherin von der Universitätsklinik Tübingen ihre spannende Arbeit, durch die ein neuer Mechanismus aufgezeigt werden konnte, wie Bestandteile der Muttermilch die intestinale Immunantwort des Neugeborenen beeinflussen. Durch eine Weiterentwicklung dieser Erkenntnisse könnten Mortalität und Morbidität von Frühgeburtlichkeit gesenkt und damit die Entwicklung in den ersten 1000 Lebenstagen entscheidend verbessert werden.

Die unabhängige Experten-Jury des Beirats des Nestlé Nutrition Institute hat die vom Forschungsnachwuchs eingereichten wissenschaftlichen Arbeiten bewertet, deren breit angelegtes Themenspektrum neben wichtigen Erkenntnissen zum Thema Stillen vor allem die Ernährung und Nährstoffzufuhr in den ersten 1000 (prä- und postnatalen) Tagen in Hinblick auf kurz- und/oder langfristige Auswirkungen auf Wachstum und Entwicklung umfasst. Im Fachgebiet Pädiatrie gibt es aufgrund der hochklassigen Arbeiten mit spannenden Erkenntnissen 3 Preisträgerinnen und Preisträger: Wegen gleicher Punktezahl wurde der 1. Platz zwei Mal vergeben, sowie aufgrund der besonderen Leistung ein Sonderpreis ausgerufen.

Platz 1: Dr. med. univ. Verena Köttstorfer – Universitätsklinikum Salzburg, Division für Neonatologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde:

Early introduction of complementary foods in preterm infants in Salzburg/Zu frühe Einführung von Beikost bei Frühgeborenen in Salzburg

Wissenschaftliche Daten zeigen, dass eine zu frühe Einführung von Beikost bei reifen Neugeborenen deutlich negative Auswirkungen hat. Unter anderem konnten Zusammenhänge zwischen zu frühem Beikostbeginn und Zöliakie, Diabetes mellitus und Adipositas im Erwachsenalter aufgezeigt werden. Die langzeitlichen gesundheitlichen Folgen von zu früher Beikost bei Frühgeborenen (FG) ist so gut wie gar nicht untersucht, wobei mehreren internationalen Studien zufolge eine Vielzahl an Frühgeborenen Beikost signifikant früher erhalten als reifgeborene Kinder – insbesondere bezogen auf das korrigierte Alter. In der vorliegenden Studie erhielten mehr als die Hälfte der FG Beikost vor den empfohlenen korrigiert 17 Wochen, knapp ein Viertel sogar vor korrigiert 12 Wochen. Die Studie zeigt die Notwendigkeit klarer Richtlinien für die Beikosteinführung bei FG und die Umsetzung dieser durch die Kinderärzte, vor allem auch im niedergelassenen Bereich.

Platz 1: Dr. med. univ. Christoph Binder – Imperial College London, Section of Neonatal Medicine; Medizinische Universität Wien, Abteilung für Neonatologie:

Body composition following necrotising enterocolitis in preterm infants

The nutritional management in preterm infants that develope NEC is of major importance, but the optimum rate of growth and magnitude of nutrient delivery are uncertain. International consensus guidelines (ESPGHAN) acknowledge the poor evidence base for recommendations. However, slower growth and lower non-ATM are associated with poorer neurodevelopmental outcomes. We firstly provide corroborative evidence that the nutritional regimen in preterm infants following NEC appears inadequate to achieve growth and body composition (especially non-ATM) equal to that of healthy full-term infants. Therefore, an important ongoing uncertainty in preterm practice is whether nutritional practices that target the body composition of the full-term infant result in benefit to preterm neurodevelopment without compromise to metabolic health and longevity. A prospective study (enteral and parenteral nutritional management) in preterm infants with NEC is in the planning process.

Sonderpreis: Dr. med. Natascha Köstlin – Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Abteilung Neonatologie:

Granulocytic myeloid-derived suppressor cells accumulate in human breast milk and modulate T-cell and monocyte function

Frühgeburtlichkeit ist die wichtigste Ursache für perinatale Morbidität und Mortalität. Die Sterblichkeit von Frühgeborenen (FG) steigt mit sinkendem Gestationsalter auf bis zu 40% an. Die nekrotisierende Enterokolitis (NEC) zählt zu den wichtigsten Todesursachen von FG. Sie ist eine Erkrankung des FG-Darmes, bei der es zu einer generalisierten Infektion mit überschießender Entzündungsreaktion und Zerfall der Darmwand kommt. Die Ernährung mit Muttermilch (MM) wirkt sich protektiv auf das Auftreten der NEC aus. Durch die vorliegende Arbeit konnte ein neuer Mechanismus aufgezeigt werden, wie Bestandteile der MM die intestinale Immunantwort des Neugeborenen beeinflussen. Das Vorhandensein von MDSC in der MM könnte dazu beitragen, dass die intestinale Entzündungsantwort gehemmt und damit der Verlauf der NEC günstig beeinflusst wird. Durch eine Weiterentwicklung dieser Erkenntnisse könnten Mortalität und Morbidität von FG gesenkt und damit die Entwicklung in den ersten 1000 Lebenstagen entscheidend verbessert werden.