Fokus: Kuhmilchproteinallergie (KMPA)

Kuhmilchproteinallergie (KMPA) bezeichnet eine immunologische Reaktion auf ein oder mehrere Milchproteine. KMPA kann sich bei ausschließlich oder teilweise gestillten Säuglingen entwickeln oder wenn eine Säuglingsmilchnahrung eingeführt wird, wobei die Inzidenz bei ausschließlich gestillten Babys sehr gering ist.

Kuhmilch ist die häufigste Ursache einer Nahrungsmittelallergie bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 3 Jahren. 2 bis 3 Prozent aller Kinder entwickeln im Säuglingsalter eine Kuhmilchproteinallergie (KMPA) (ESPGHAN. Koletzko et al. 2012), nach anderen Untersuchungen sogar bis zu 7,5 Prozent (Ludman et al. BMJ 2013).

Fast ein Drittel aller Neugeborenen haben ein familiäres Allergierisiko, d.h. sie sind Risikokinder, die wirksame Präventionsmaßnahmen benötigen. Diejenigen, die eine Allergie entwickeln, brauchen eine gezielte Behandlung. Bedingt durch die vielfältigen und oft unspezifischen Erscheinungsformen wird die Kuhmilchproteinallergie aber häufig nicht erkannt und/oder falsch diagnostiziert. Damit bei Auftreten unspezifischer Symptome auch die Möglichkeit einer KMPA bedacht wird, haben internationale Fachgesellschaften einen Fragebogen entwickelt und geprüft, der die frühzeitige Berücksichtigung der KPMA in der Praxis erleichtert (Vandenplas et al., 2014 – siehe Seite 3). Ausdrücklich dient dieser sogenannte CoMiSS-Bogen aber nicht als Diagnose-Instrument.

Allerdings kann eine Kuhmilchproteinallergie (KMPA) mit ausschließlich gastrointestinalen Manifestationen in allen Altersgruppen diagnostiziert werden.

Prävalenz von Nahrungsmittelallergien

Vortrag zu diesem Thema: Sprecher: Prof. Dr. Axel Enninger

KMPA - Symptome

Die Symptome einer KMPA sind meist mit Immunoglobulin E (IgE) vermittelten Reaktionen verbunden. Sie umfassen unter anderem Urtikaria, Angioödem, Erbrechen, Diarrhö, Ekzem, Rhinitis und Anaphylaxis. Weitere Symptome sind bei nicht-IgEvermittelten Reaktionen zu beachten.

Bedeutsam ist der Zusammenhang mit dem Auftreten von atopischer Dermatitis. Nahezu ein Drittel aller Kinder mit atopischer Dermatitis (AD) haben auch eine KMPA, die durch einen oralen Belastungstest bestätigt ist (Fiocchi et al. 2010). Etwa die Hälfte aller Kinder unter 1 Jahr mit KMPA haben auch AD (Fiocchi et al. 2010; Koletzko et al. 2012).

Allerdings können bei einzelnen Kindern auch lediglich Irritationen und Koliken auftreten.

Die meisten Kinder mit KMPA entwickeln Symptome innerhalb des ersten Monats nach Einführung einer Kuhmilch-basierten Säuglingsnahrung. Die Mehrzahl hat zwei oder mehr Symptome von zwei oder mehr Organen.

CoMiSS – verbesserte Wahrnehmung von KMPA

Formular CoMissErfahrene internationale Fachärzte für Kinder mit gastrointestinalen (GI) Problemen bzw. atopischen Erkrankungen trafen sich im September 2014 in Brüssel zu einem Workshop, um anhand eines Symptomscores die Wahrnehmung von Kuhmilchproteinallergien in der Praxis zu verbessern.

Entwickelt und geprüft wurde dafür ein „Cow‘s Milk-related Symptom Score“ (CoMiSS), der Allgemeinsymptome wie Schreien, dermatologische, gastrointestinale und respiratorische Symptome berücksichtigt. CoMiSS bietet Kinder- und Jugendärzten ein einfaches, schnelles und leicht zu nutzendes Mittel zur Wahrnehmung von Symptomen, die im Zusammenhang mit einer KMPA stehen können.

Link: Formular „CoMiss“

CoMiss-Video (Cow´s Milk-related Symptom Score)

Prof. Christophe Dupont (Hopital Necker-Enfants Malades, Paris) erläutert, wie wichtig die frühzeitige Abklärung einer KMPA im Säuglingsalter ist.

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