Stillen – optimal für körperliches und emotionales Wachstum

Mutter stillt Baby

  • Stillende Frauen haben gegenüber nicht-stillenden Frauen gesundheitliche Vorteile (raschere Gebärmutterrückbildung nach der Geburt, Risikominderung für Brust- und Eierstockkrebs).
  • Stillen kann zur Förderung der emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind beitragen.

Stillen gilt als die ideale Form der Ernährung des Neugeborenen in den ersten Monaten, weil es am besten die Bedürfnisse des Babys erfüllt.

Empfehlungen internationaler Experten und Fachgesellschaften propagieren deshalb ein ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten (IOM 2011, WHO 2013, ESPGHAN 2009). Viele Initiativen fördern das Stillen und bieten Informationen und praktische Empfehlungen. Allerdings scheint der Erfolg begrenzt, wie auch der jüngste Vergleich der Datenerhebungen zu Stillen und Stilldauer vermuten lassen.

In den vergangenen 2 Jahrzehnten wurde in Deutschland eine Vielzahl von Studien durchgeführt, in denen mit primärer oder sekundärer Zielsetzung Daten zum Stillen erhoben wurden. Jedoch mangelt es an einer Standardisierung der Erhebungsmethoden, so dass die Daten nur schwer vergleichbar sind.

Stillmüdigkeit nach den ersten Monaten?

Zusammenfassend deuten die verfügbaren Daten darauf hin, dass seit Beginn der 1990er Jahre relativ konstant zwischen 70 und etwa 90 % der Mütter in Deutschland zu stillen beginnen, doch bleibt dieses positive Bild nicht erhalten, so das Fazit der aktuellen Untersuchung. Nach wie vor ist ein rapider Abfall der Stillraten innerhalb der ersten 2 Monate zu verzeichnen ist, so dass nur etwa 50 % der Säuglinge mit 6 Monaten noch gestillt werden.

Dieses Ergebnis deckt sich übrigens mit internationalen Vergleichen. Demnach beginnt gerade in hochentwickelten Industrienationen nach wenigen Wochen eine allgemeine Stillmüdigkeit, die zum vorzeitigen Abbruch des Stillens führt.

„Verstärkte Stillfördermaßnahmen und unter anderem der Ausbau Früher Hilfen zum Stillen sind notwendig, um den Stillerfolg in Deutschland nachhaltig zu sichern“, so die Autoren der Übersicht. Angesichts der Defizite bei der Stilldatenerhebung erscheint zudem die Errichtung eines effizienten standardisierten Stillmonitorings in Deutschland unverzichtbar.

Die Ergebnisse der deutschen Studie decken sich übrigens mit internationalen Vergleichen. Demnach beginnt gerade in hochentwickelten Industrienationen nach wenigen Wochen eine allgemeine Stillmüdigkeit, die zum vorzeitigen Abbruch des Stillens führt.

Stillen im internationalen Vergleich

Eine aktuelle Untersuchung von Victora et al. zum Stillverhalten im 21. Jahrhundert zeigt einen ungewöhnlichen Zusammenhang von Stillbereitschaft, Stilldauer und Einkommen in den verschiedenen Ländern. Die Bedeutung des Stillens in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist allgemein erkannt, weniger Einigkeit besteht dagegen darüber, wie wichtig Stillen auch in Ländern mit hohem Einkommen ist. In Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen werden nur 37 Prozent der Kinder < 6 Monate ausschließlich gestillt. Mit wenigen Ausnahmen ist die Stilldauer in reichen Ländern kürzer als in jenen mit geringem/mittlerem Einkommen. Jüngste epidemiologische und biologische Erkenntnisse erweitern die bekannten Vorzüge des Stillens für Kinder und Mütter, ob reich oder arm. Eine Metaanalyse bestätigt jetzt, dass Stillen Schutz gegen kindliche Infektionen und Malokklusion bietet, die Intelligenz fördert und wahrscheinlich ein verringertes Risiko für Übergewicht und Diabetes bedeutet. Eine Verbindung mit allergischen Erkrankungen wie Asthma oder mit Bluthochdruck, bzw. Cholesterin wurde nicht beobachtet. Für die Mütter ergaben sich durch das Stillen ein Schutz gegen Brustkrebs und ein verbesserter Geburtsabstand. Ebenso könnte sie Stillen gegen Eierstockkrebs und Typ 2 Diabetes schützen. Hochgerechnet könnte Stillen weltweit jährlich den Tod von 823.000 Kindern < 5 Jahre verhindern sowie 20.000 Brustkrebstote jährlich.

Weissenborn A et al.: Stillhäufigkeit und Stilldauer in Deutschland – eine systematische Übersicht. DOI http://dx.doi.org/10.1055/ s-0035-1555946 Online-Publikation: 2015 Victora CG et al.: Breastfeeding in the 21st century: epidemiology, mechanisms, and lifelong effect. Lancet 2016; 387: 475–90

Mutter stillt BabyStimulation von Leukozyten durch Infektion

Während des Stillens setzt sich die Vermittlung von Immunfaktoren von der Mutter zum Kind fort, die bereits in utero begonnen hat. Diese mütterlichen Faktoren schützen das Kind vor Infektionen und unterstützen die Entwicklung der kindlichen Darmschleimhaut, der Darmflora und eigener Abwehrkräfte. Dass Muttermilch Leukozyten enthält ist seit langem bekannt, aber ihre Regulation und individuelle Vielfalt und Stilldauer sind nicht gesichert. Die Studie untersuchte den Ausgangsbereich von Muttermilchleukozyten und immunmodulatorischen Biomolekülen bei gesunden Mutter-Kind-Paaren und wie diese durch Infektionen beeinflusst werden. Entsprechend dem größeren immunologischen Bedarf in der postpartalen Phase enthält das Kolostrum eine beachtliche Zahl von Leukozyten (13-70 % aller Zellen) sowie hohe Spiegel von Immunglobulinen und Laktoferrin. Innerhalb der ersten 1 – 2 Wochen postpartum nimmt die Zahl der Leukozyten signifikant bis zu einer niedrigen Basis in der reifen Muttermilch (0-2 %) ab. Dieser Wert bleibt während der Stilldauer gleich, solange Mutter oder Kind nicht infiziert sind. Dann steigen die Leukozyten signifikant bis zu einem Wert von 94 % aller Zellen an. Danach sinkt der Wert wieder auf die Ausgangsbasis. Die heftige Leukozytenantwort auf Infektionen wird begleitet von einer variableren humoralen Immunantwort. Ausschließliches Stillen ist mit einer höheren Leukozytenbasis in reifer Muttermilch verbunden. Die Ergebnisse zeigen eine starke Verbindung zwischen dem Gesundheitszustand des Mutter-Kind-Paares und dem Leukozytenspiegel in der Muttermilch. Dies könnte als diagnostisches Instrument dienen für den Gesundheitsstatus der mütterlichen Brust wie des Mutter-Kind-Paares.

Hassiotou F et al.: Maternal and infant infections stimulate a rapid leukocyte response in breastmilk: Clinical & Translational Immunology (2013) 2, e3; 1–10

Nährstoffdichte Muttermilch

Ein Baby nimmt mit 800 ml Muttermilch pro Tag etwa 1 Million Bakterien auf, darunter Bifidusbakterien und Lactobazillen. Viele Faktoren tragen zur bifidogenen Wirkung von Muttermilch bei.

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Die Bedeutung des STILLENS wird unterstrichen, und wie unnachahmlich sich Muttermilch an die Bedürfnisse des Babys anpasst. Dazu gibt es ein Interview mit Prof. Abou-Dakn. Der ZAUBERTRANK MUTTERMILCH wird in seine Bestandteile zerlegt und die Bedeutung für Wachstum und Entwicklung aus verschiedenen Perspektiven erläutert.

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